Zu viele Teilnehmer in Hamburg: 80 000 Menschen! Anti-Rechts-Demo abgebrochen

In Münster über 10 000 Demonstranten

Schon am Nachmittag demonstrierten 30 000 Menschen am Jungfernstieg, bis zum Abend wurden es 80 000

Schon am Nachmittag demonstrierten 30 000 Menschen am Jungfernstieg, bis zum Abend wurden es 80 000

Foto: CARMEN JASPERSEN/REUTERS
Von: Markus Arndt

Hamburg – Zu viele Teilnehmer! In Hamburg ist die Massendemo gegen Rechtsextremismus am Freitagabend von den Organisatoren abgebrochen worden. Nach BILD-Informationen waren mehrere Teilnehmer während der Rede der 2. Bürgermeisterin Katharina Fegebank (46, Grüne) kollabiert. Statt der erwarteten 10 000 Menschen kamen laut Demo-Anmelder rund 80 000 zum Jungfernstieg! Zunächst hatten die Veranstalter sogar von 130 000 Teilnehmern gesprochen.

Zu der Demonstration hatten neben einem Bündnis aus Gewerkschaften, Kirchen, Wirtschaftsverbänden, Parteien und Vereinen auch Prominente aufgerufen: Panikrocker Udo Lindenberg (77), BAP-Sänger Wolfgang Niedecken (72), Schauspieler Matthias Brandt (62), dazu viele Bundesliga-Clubs. Schon zu Demobeginn am Nachmittag waren 30 000 Menschen vor Ort, dreimal mehr als erwartet. Am Ende wurden es laut Veranstaltern 80 000, laut Polizei 50 000.

„Wir lassen uns unsere Demokratie nicht zerstören“

Hintergrund der Demo „Hamburg steht auf – Gemeinsam gegen Rechtsextremismus und neonazistische Netzwerke“ war ein Geheimtreffen von Rechtsextremisten und AfD-Funktionären in Potsdam. Dort wurde nach Recherchen von „Correctiv“ unter anderem die massenweise Ausweisung von Ausländern aus Deutschland gefordert („Remigration“).

Vor der Demo traf sich der Hamburger Senat mit Bürgermeister Peter Tschentscher (57, SPD, vorn Mitte) im Hamburger Rathaus

Vor der Demo traf sich der Hamburger Senat mit Bürgermeister Peter Tschentscher (57, SPD, vorn Mitte) im Hamburger Rathaus

Foto: Markus Arndt

Bürgermeister Peter Tschentscher (57, SPD) attackierte die AfD dabei scharf. „Die Botschaft an die AfD und ihre rechten Netzwerke ist: Wir sind die Mehrheit und wir sind stark, weil wir geschlossen sind und weil wir entschlossen sind, unser Land und unsere Demokratie nach 1945 nicht ein zweites Mal zerstören zu lassen.“

Durch Bekanntwerden des Potsdamer Treffens habe man erfahren, „dass Rechtsradikale in Deutschland einen Umsturz und eine systematische sogenannte Remigration von Millionen Bürgerinnen und Bürgern unseres Landes planen.“ Schon das Wort Remigration sei eine empörende Verharmlosung. „Sie wollen eine Deportation. Sie wollen die Zeit zurückdrehen, zurück in eine Zeit von Hass und Gewalt“, sagte Tschentscher.

Von wegen Fraktionssitzung! So trickste die AfD alle aus

Die Demo sollte ursprünglich auf dem Rathausmarkt in Hamburg stattfinden, musste dann aber verlegt werden. Grund: Die AfD-Fraktion hatte extra eine Fraktionssitzung angemeldet, damit kam die Bannmeilen-Regelung zum Tragen. Heißt: 350 Meter um das Rathaus herum dürfen keine Demonstrationen stattfinden.

Eine Finte! Denn jetzt kam raus: Die AfD hielt ihre Fraktionssitzung gar nicht zeitgleich ab, sondern erst in den Abendstunden. Das gab ein Fraktionssprecher auf BILD-Nachfrage zu: „Ja, früher können wir uns nicht treffen ...“

Die ganze Aktion war offensichtlich nichts anders als Schikane gegen die Tausenden Demonstranten, die sich zur Stunde versammelt haben.

Bei der AfD-Sitzung soll am Abend auch ein Teilnehmer des ominösen Potsdamer Geheimtreffens sprechen: der Staatsrechtler Ulrich Vosgerau (50).

Auch in anderen deutschen Städten wird am Freitag gegen Rechtsextremismus demonstriert. In Bielefeld (NRW) nahmen laut Veranstaltern 6000, laut Polizei 2500 Menschen bei einem Zug durch die Innenstadt teil. In Münster waren nach Polizeiangaben 10 000 Demonstranten auf dem Domplatz, in Bochum versammelten sich am frühen Freitag Abend etwa 2000 Menschen.

Für das Wochenende sind in ganz Deutschland weitere Demonstrationen gegen Rechts angekündigt, am Sonntag auch in Berlin am Reichstag.

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