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Ostritz in Sachsen Bürger kaufen Biervorräte auf - aus Protest gegen Neonazis

Hunderte Rechtsextremisten versammeln sich im sächsischen Ostritz - und sitzen nun offenbar auf dem Trockenen. In einer koordinierten Aktion haben Bürger den kompletten Biervorrat eines Ladens aufgekauft.
Kunden eines örtlichen Supermarktes laden in Ostritz Bierkästen auf einen Anhänger.

Kunden eines örtlichen Supermarktes laden in Ostritz Bierkästen auf einen Anhänger.

Foto: Daniel Schäfer/DPA

Im sächsischen Ostritz haben Bürger auf ungewöhnliche Weise ihren Unmut über ein großes Treffen von Rechtsextremisten gezeigt. In einer Aktion von Einwohnern und dem Internationalen Begegnungszentrum des Klosters Sankt Marienthal wurde der gesamte Biervorrat eines Supermarktes aufgekauft: mehr als 120 Kisten.

Bereits am Freitag hatte die Polizei sämtliche Biervorräte auf dem Gelände des Rechtsrock-Festivals konfisziert, nachdem das Verwaltungsgericht Dresden ein Alkoholverbot als Auflage des Landkreises Görlitz bestätigt hatte. Die Polizei zog daraufhin alle Alkoholvorräte ein - insgesamt soll es sich um etwa 4400 Liter gehandelt haben.

Die Verwaltungsrichter sahen im Ausschank alkoholischer Getränke ein erhöhtes Gefahrenpotenzial. "Vor dem Hintergrund der weiteren Veranstaltungen und der damit einhergehenden Begegnung der verschiedenen politischen Lager sowie des offensichtlich kämpferisch-aggressiven Charakters der Veranstaltung würde ein Alkoholkonsum unzweifelhaft die Gefahr von gewaltsamen Auseinandersetzungen weiter erhöhen", heißt es in dem Beschluss.

Video: Neonazi-Fest 2018 in Ostritz

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Bislang verlief der Protest gegen das "Schild und Schwert"-Festival friedlich und ohne Zwischenfälle, wie ein Polizeisprecher sagte: Bis zum frühen Samstagabend habe es keine Probleme gegeben. An einer Demonstration beteiligten sich Polizeiangaben zufolge etwa 300 Menschen. Der Aufzug durch die Stadt sei laut und friedlich, sagte der Polizeisprecher.

Bei dem Rechtsrock-Festival auf dem Gelände eines Hotels hatten sich laut Polizei zwischen 500 und 600 Teilnehmer versammelt. Vor der Veranstaltung war mit 750 Teilnehmern gerechnet worden. Im vergangenen Jahr trafen sich ebenfalls Hunderte Neonazis in dem Ort.

"Wir sind vorbereitet"

Sachsens Innenminister Roland Wöller (CDU) warb dafür, ein Zeichen gegen Rechtsextremismus zu setzen. "Wir werden deutlich machen, dass wir den Kampf gegen den Rechtsextremismus aus der Mitte der Gesellschaft führen", sagte er. Die Polizei sei in Ostritz mit einem "massiven Sicherheitsaufgebot" im Einsatz: "Wir sind vorbereitet."

Die Polizei Görlitz werde verstärkt durch die Bundespolizei, die Bereitschaftspolizei Sachsen sowie durch Kollegen aus Sachsen-Anhalt und Thüringen, wie ein Sprecher sagte. Insgesamt sind mehrere Hundert Polizisten mit Wasserwerfern und gepanzerten Fahrzeugen vor Ort.

mxw/dpa
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