Palästinensische Lehrmaterialien erreichen 1,3 Mio. Kinder: Schulbücher verbreiten Märtyrerkult und ehren Terroristen

Olympia-Attentat 1972 wird als „Schlag gegen zionistische Interessen“ gelehrt

Physik-Unterricht in der 7. Klasse. Das 2. Newtonsche Gesetz wird anhand der ersten Intifada erklärt

Physik-Unterricht in der 7. Klasse. Das 2. Newtonsche Gesetz wird anhand der ersten Intifada erklärt

Foto: rawafed.edu.ps
Von: Antje Schippmann

Die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) hat ihre Lehrplanreform abgeschlossen – seit diesem Semester sind alle neuen Schulbücher für die Klassen eins bis zwölf im Einsatz. Doch die reformierten Schulbücher sind offenbar noch radikaler als die alten, wie eine Untersuchung jetzt zeigt.

Die Analysten der Organisation „Impact-se“ haben Dutzende Beispiele von Terroristenverehrung und Märtyrerkult in den neuen Materialien dokumentiert.

► Eine Terroristin, die 38 Israelis ermordet hat, darunter 13 Kinder, wird darin als Heldin und Vorbild verehrt. Das Münchner Olympia-Attentat 1972 (elf Tote) und Flugzeugentführungen werden als Erfolg gelehrt. Israelis existieren weitestgehend gar nicht oder kommen nur als „zionistische Besatzer“ vor. Und auch offen judenfeindliche Mythen werden der Studie zufolge in den Lehrbüchern verbreitet.

Der Lehrplan gelte für die Schulen im Westjordanland, in Ostjerusalem und im von der Terrorgruppe Hamas kontrollierten Gaza-Streifen, die Materialien erreiche somit etwa 1,3 Millionen Kinder.

▶︎ Brisant: Die Bundesregierung unterstützt den Bildungsbereich der palästinensischen Autonomiebehörde mit Förderungen in Millionenhöhe. Und zwar sowohl über die Finanzierungsprogramme der EU als auch direkt.

Dalal al-Mughrabi hat 1978 eines der größten Attentate in der Geschichte Israels verübt. Sie wird im Lehrbuch Arabisch der fünften Klasse mit einem ganzen Kapitel als „Märtyrerin“ gewürdigt, deren Lebensweg man nacheifern solle

Dalal al-Mughrabi hat 1978 eines der größten Attentate in der Geschichte Israels verübt. Sie wird im Lehrbuch Arabisch der fünften Klasse mit einem ganzen Kapitel als „Märtyrerin“ gewürdigt, deren Lebensweg man nacheifern solle

Foto: rawafed.edu.ps

Im Dezember 2017 hat die Bundesregierung einen Finanzierungsvertrag mit dem palästinensischen Bildungsministerium über 32 Mio. Euro und einer Laufzeit von vier Jahren abgeschlossen, erklärte ein Sprecher des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung auf BILD-Anfrage. Zusätzlich kommen Finanzspritzen im Rahmen von Finanzierungsprogrammen mit anderen Ländern hinzu. Erst im September wurde hierfür eine weitere Zahlung über 25 Mio. Euro vom Haushaltsausschuss bewilligt.

Das Geld fließe hauptsächlich in Infrastruktur, betont die Bundesregierung. Die Bundesregierung nehme aber die Vorwürfe sehr ernst, so der Sprecher weiter: „Wir unterstützen daher unabhängige Untersuchungen der neuen palästinensischen Schulbücher nach wissenschaftlichen Kriterien. Die Ergebnisse werden schon Anfang 2019 erwartet.“ An der Ausarbeitung der neuen Lehrpläne sei kein Vertreter der Bundesregierung beteiligt gewesen und es würden auch keine Mittel konkret für die Schulbücher bereitgestellt.

»Bundesregierung hat Fürsorgepflicht für die Kinder

Studienleiter Marcus Sheff von „Impact-se“ zeigt sich schockiert von den neuen Schulbüchern: „Auch wenn mit dem neuen Lehrplan vielleicht Physik besser gelehrt wird – was bringt das, wenn man den Kindern gleichzeitig diese Märtyrerverehrung vermittelt? So bildet man keine zukunftsfähige Gesellschaft. So bildet man eine Gesellschaft des Blutes, der Gewalt und des fortgeführten Konflikts“, sagt Sheff zu BILD.

Er appelliert an Deutschland, die direkte Förderung als Hebel einzusetzen, um Änderungen bei der Palästinensischen Autonomiebehörde zu bewirken. „Mit den massiven Finanzhilfen kommt auch eine Verantwortung, eine Fürsorgepflicht für die palästinensischen Kinder“, sagte Sheff zu BILD. „Während wir heute hier sitzen, sind rund 1,3 Mio. Kinder in den Schulen und lernen diesen hasserfüllten Müll. Diese Kinder müssen vor der Radikalisierung durch die Palästinensische Autonomiebehörde geschützt werden.“

Der Hass müsse raus aus den Schulbüchern, Toleranz und Frieden rein, fordert Sheff. „Palästinensische Kinder brauchen eine Vorstellung davon, wie Frieden aussieht. Sie brauchen ein Verständnis der israelischen Seite und sie müssen vermittelt bekommen, dass das Ziel nicht eine Einstaatenlösung ohne Israel ist. Stattdessen lernen sie: Opfere dich selbst für diesen einen Staat.“ Die Radikalisierung komme in den Lehrbüchern aus zwei Richtungen – von nationalistischer und von religiöser Seite. „Eine toxische Mischung“, sagt Sheff.

»Förderung an Bedingungen knüpfen

Haushaltsexperte Michael Leutert (Linke) fordert, dass die Bundesregierung Konsequenzen zieht. Denn radikale Lehrmaterialien aus der Feder der Palästinensischen Autonomiebehörde seien keineswegs ein neues Problem. „Wenn wir uns selbst ernst nehmen wollen, müssen wir anfangen, zumindest die binationalen Fördergelder an gewisse Bedingungen zu knüpfen“, sagt Leutert zu BILD.

Es sei „absurd“, dass sich noch immer nichts an den Inhalten der Schulbücher verbessert habe, denn diesen verschärften nur den Konflikt. „Die Indoktrinierung der Kinder in den Schulen repressiver Regime ist hochgefährlich. Ich bin in der DDR aufgewachsen und weiß wovon ich spreche“, so Leutert weiter.

So werden palästinensische Kinder unterrichtet

Bezeichnenderweise werden die neuen Bücher sowohl in der Westbank und Ostjerusalem als auch im Gazastreifen einheitlich eingesetzt. Die Terrorgruppe Hamas, die dort herrscht, hatte keine Einwände gegen die neuen Materialien.

„Mit unserer neuen Studie haben wir erstmals Überblick über alle Reformen des palästinensischen Bildungsministeriums und der Lehrplan ist radikaler als alles, was wir zuvor gesehen haben und das auch noch in allen Fächern“, sagt Marcus Sheff. „Wenn man jungen Menschen Mathe anhand von Addition der ‚Märtyrer‘ der beiden Intifadas beibringt, dann kann man sogar die Rechenaufgaben zur Radikalisierung nutzen. Genauso wenn man Erstklässlern Buchstaben mit Wörtern wie ‚Angriff‘ und ‚Märtyrer‘ beibringt.“ 

Vorgeschlagenes Thema für die Diskussion: Die Rolle der palästinensischen Frauen und ihr Opfer angesichts der „jüdisch-zionistischen Besatzung“. Aus dem Schulbuch zur Islamischen Erziehung, fünfte Klasse

Vorgeschlagenes Thema für die Diskussion: Die Rolle der palästinensischen Frauen und ihr Opfer angesichts der „jüdisch-zionistischen Besatzung“. Aus dem Schulbuch zur Islamischen Erziehung, fünfte Klasse

Foto: rawafed.edu.ps

Das Olympia-Attentat in München 1972 wird im Geschichtsbuch der elften Klasse als „Schlag gegen die zionistischen Interessen im Ausland“ gelehrt. Damals hatten acht bewaffnete Mitglieder der palästinensischen Terrororganisation „Schwarzer September“ das Quartier der israelischen Mannschaft im Olympiadorf gestürmt, elf Mannschaftsmitglieder als Geiseln genommen. Elf israelische Sportler und ein bayerischer Polizist wurden damals getötet.

In der zehnten Klasse werden die Flugzeugentführungen durch die „Volksfront zur Befreiung Palästinas“ (PFLP) kurz angerissen. Diese palästinensische Terrororganisation entführte nach 1968 mehrere Passagiermaschinen, darunter auch mehrere der Lufthansa. In den Lehrbüchern werden diese Ereignisse ebenfalls im Kontext von „Operationen gegen Zionisten“ unkritisch abgehandelt.

Märtyrertum und Dschihad sind die „wichtigsten Dinge“ im Leben, so ein Lehrbuch der fünften Klasse: „Aus dem bitteren Becher mit Ehre zu trinken ist viel süßer als ein angenehmes langes Leben, das von Demütigung begleitet ist.“

Eine Palästinakarte ohne Israel, Sozialwissenschaften sechste Klasse

Eine Palästinakarte ohne Israel, Sozialwissenschaften sechste Klasse

Foto: rawafed.edu.ps

Auf den Karten fehlt Israel oft ganz, wie hier aus einem Buch der Sozialwissenschaften der sechsten Klasse. Titel: Karte von Palästina. Das Land würde „vom Mittelmeer im Westen zum Jordanfluss im Osten und von Libanon und Syrien im Norden zum Golf von Aqaba und Ägypten im Süden“ reichen, heißt es. Israel existiert dort nicht.

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